Erinnerung, die bewegt –Stimmen der Ravensburger Sinti und Roma
- DSKOS
- 29. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen

Am 24. September lud das Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben zu einer Erinnerungsveranstaltung in den Festsaal der Pädagogischen Hochschule Weingarten ein. Die Referentinnen Magdalena Guttenberger und Madeleine Kehrer, beide Ravensburger Sinti, sowie Dr. Andreas Hoffmann-Richter vom „Arbeitskreis Sinti, Roma und Kirchen in Baden-Württemberg“ nahmen das Publikum mit auf eine eindringliche Reise durch Vergangenheit und Gegenwart der Sinti und Roma.
Im ersten Teil wurde ihre jahrhundertealte Geschichte der Sinti erzählt. Dabei wird unmissverständlich deutlich: Sinti leben seit vielen Jahrhunderten in Deutschland und sind Teil der deutschen Gesellschaft. Einst willkommen geheißen, wurden sie im Laufe der Zeit immer wieder verleumdet, verfolgt und entrechtet. In der NS-Zeit erreichte die Verfolgung ihren grausamen Höhepunkt: Fast die gesamte Gemeinschaft wurde ausgelöscht. Noch lange nach 1945 blieben Anerkennung und Gerechtigkeit aus.

Besonders bewegend waren die Schilderungen zum Schicksal der Ravensburger Sinti. 1937 mussten Familien ihre Wägen aufgeben, wurden in Baracken im alten Ummenwinkel gepfercht, kontrolliert und zur Arbeit gezwungen. Am 13. März 1943 wurden 38 Sinti aus Ravensburg ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Davon wurden 29 getötet, während sechs das Lager überlebten. Heute erinnert eine Stele an St. Jodok an ihr Schicksal.
Wie Erinnerung lebendig bleibt, zeigten die Referenten im dritten Teil: Mit Comics und Rollenspielen entwickeln Schülerinnen und Schüler heute Empathie und Verständnis. Es geht darum, Vorurteile aufzubrechen und eine gemeinsame Zukunft zu gestalten.
Besonders eindrucksvoll war das Zwiegespräch, zu dem das Publikum mit Magdalena Guttenberger und Madeleine Kehrer eingeladen war. Hier wurde spürbar: Erinnerungskultur lebt von Begegnung, von offenem Austausch, Zivilcourage und dem Mut, Fragen zu stellen.

Der Abend machte deutlich: Erinnern heißt nicht nur zurückzuschauen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen – für eine Gesellschaft, die Respekt und Teilhabe für alle sichert.
Das Denkstättenkuratorium wird institutionell vom Land Baden-Württemberg gefördert.
Text: Hendrik Schuler (DSKOS)