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Haisterkirch

Spuren des Todesmarsches im April 1945

Spuren des Todesmarsches im April 1945

Haisterkirch:

Spuren des Todesmarsches im April 1945


Tagelang drängte sich die fliehende deutsche Wehrmacht vom Schwarzwald durch das Oberland nach Osten. Zwischen den Kolonnen, die durch Haisterkirch zogen, befand sich ein Transport mit Häftlingen aus dem KZ Spaichingen und den „Wüste“-Lagern. Sie wurden zu Fuß vorangetrieben. - Zwei Häftlinge brachen am Haidgauer Berg zusammen und wurden erschossen. Einigen gelang die Flucht. Am Morgen danach klopfte ein entkräfteter Häftling an das Küchenfenster der Familie Gregg in Haisterkirch. Frau Gregg verbarg und pflegte ihn, bis die Franzosen einmarschierten und ihn ins Krankenhaus brachten. Im Weiler Ehrensberg bei Haisterkirch versteckte eine Familie einen weiteren geflohenen Häftling. Es war Ungar und Weinhändler. Zum Dank sandte er nach dem Krieg jedes Jahr zu Weihnachten eine Kiste Wein an diese Familie.

Nach einer von der Besatzungsmacht angeordneten Suche, wurden am 2. Juni 1945, die beiden ermordeten KZ-Häftlinge aufgefunden. Sie waren nahe der Straße nach Haidgau, am Waldrand, gegenüber dem Kilometerstein 1,4 notdürftig verscharrt worden. Der Kommandant der französischen Besatzungstruppen befahl die Exhumierung. Auf der Häftlingskleidung der Ermordeten waren die Nummern 87 719 und 125 061 zu erkennen. Diese wurden im Sterberegister von Haisterkirch eingetragen.

Bestattet wurden die beiden Toten auf dem Friedhof Haisterkirch in den Gräbern 658 und 659 bestattet. Am 12. Februar 1948 erfolgte ihre Umbettung in die Einzelgräber 249 und 248.

Foto: Rosa Eisele
Foto: Rosa Eisele

1973 wurden die Einzelgräber der Kriegsopfer aufgelöst und im Sammelgrab 248 zusammengelegt. Dort liegen seither russischer Kriegsgefangener und vier deutsche Gefallene aus dem I. Weltkrieg, zwei aus dem II. Weltkrieg, ein von den Franzosen ermordeter Mann aus Osterhofen und die beiden KZ-Häftling wurden

Auf Anregung der Landeszentrale für politische Bildung recherchierten Gertrud Graf und Eugen Michelberger ab 2013 zu den Todesmärschen aus den „Wüste“-Lagern. Michael Barczyk (Stadtarchivar von Bad Waldsee) und Rosa Eisele (Ortsvorsteherin von Haisterkirch) unterstützen sie dabei und ermöglichten den Kontakt zu den Zeitzeuginnen Anna Krattenmacher und Helga Heinzelmann. Aus Dokumenten des Internationalen Archivs Arolsen, und des Landgerichts Ravensburg (Ermittlungssache Hofmann) konnten über die Häftlingsnummern die Namen der Ermordeten ermittelt werden: Karl Panhans und Julius Spiegel. Die beiden waren am 4. März 1945 mit dem Transport „Sperling“ aus Buchenwald nach Spaichingen (ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof / Elsass) deportiert worden. Am 18. April 1945 wurden sie auf den Todesmarsch gezwungen.

 

Im Namen der Gemeinde Haisterkirch und des Denkstättenkuratoriums  NS-Dokumentation Oberschwaben (DSKOS) wurde am 16. November 2022 im Friedhof Haisterkirch eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer angebracht.

 

Das Schicksal der beiden Männer ist HIER in der Forschungsdatenbank des Denkstättenkuratoriums dokumentiert.

 

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