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Leutkirch

Stolpersteine für die Familie Gollowitsch | Stolpersteine für die Geschwister Haßler
Gedenktafel für Josef Luz und Michael Maischberger | Gedenkstele für Major Günther Zöller | Gedenkstätte bei Diepoldshofen

Stolpersteine für die Familie Gollowitsch | Stolpersteine für die Geschwister Haßler
Gedenktafel für Josef Luz und Michael Maischberger | Gedenkstele für Major Günther Zöller | Gedenkstätte bei Diepoldshofen

Stolpersteine für die Familie Gollowitsch

Leutkirch: Marktstraße 27 und Karlstraße 12

Juli 2011 erinnern insgesamt acht „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig an das Schicksal der jüdischen Familie Gollowitsch.

In der Marktstraße 27, dem ehemaligen Kaufhaus Anker, lebte Friedrich Gollowitsch mit seiner Familie. Sein Bruder Heinrich wohnte mit seiner Familie in der Karlstraße 12.

Die aus Polen stammenden Gollowitsch waren seit Ende des 19. Jahrhunderts in Leutkirch ansässig und betrieben ein gut gehendes Kaufhaus in der Leutkircher Marktstraße. Ende der 1920er Jahre galt ihr Kaufhaus als das größte Haus der Textilbranche im württembergischen Allgäu. 1938 wurden die Gollowitsch zwangsenteignet und das Kaufhaus arisiert. 1941 beziehungsweise 1942 wurden die Familien nach Riga, Auschwitz und Theresienstadt deportiert. Heinrich Gollowitsch beging in Stuttgart angeblich Selbstmord. Nur jeweils einer Tochter gelang die Emigration.


Text: N. Siegloch


Literatur: 


Emil Hösch: Die Gollowitsch in Leutkirch. Schicksal einer jüdischen Familie. Leutkirch 1993 (In: In und um Leutkirch, Beiträge zum Stadtjubiläum)


Richard Kämmerle: Die Leutkircher Familien Gollowitsch und Sauer. 

Schicksale nationalsozialistischer Judenverfolgung. Freiburg 1994.


Stolpersteine für die Geschwister Haßler

Leutkirch: Am Gänsbühl 7

Am Gänsbühl 7 erinnern seit Juli 2011 zwei „Stolpersteine“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig an die „Euthanasieopfer“ Emilie und Johanna Regina Haßler.

In dem kleinen Haus, das direkt an das Gebäude „Bock“ angebaut ist, lebte der Leutkircher Schuhmacher Fritz Haßler mit seiner Familie. Die Familie Haßler hatte fünf Kinder. Zwei Töchter, die 1913 geborene Emilie und die 1918 geborene Johanna Regina kamen wegen ihrer geistigen Behinderung in die evangelische Heil- und Pflegeanstalt Stetten. Von dort wurden sie 1940 nach Grafeneck deportiert. Von Stetten aus fanden im September 1940 insgesamt drei Deportationen statt: am 10., am 13. und am 18. September. An welchem der drei Deportationstage die beiden Frauen nach Grafeneck gebracht wurden, ist nicht bekannt.

Nach der Ankunft in Grafeneck wurden die beiden jungen Frauen im Rahmen der so genannten „Aktion T 4“ mit Giftgas ermordet.


Text: N. Siegloch


Literatur: 


Das Erinnern ist unsere Verantwortung – Das Schicksal der Leutkircher Familien Gollowitsch und Haßler. Hrsg. von Initiativkreis „Orte des Erinnerns“. Leutkirch 2011.



Gedenktafel für Josef Luz und Michael Maischberger

Leutkirch: Memminger Straße 9

Seit 1985 erinnert eine Gedenktafel am Gebäude Memminger Straße 9 an die beiden Leutkircher Josef Luz und Michael Maischberger, die ihren Mut beim Abbau einer Panzersperre in der Memminger Straße am 27. April 1945, einen Tag vor dem Einmarsch der Franzosen, mit dem Leben bezahlten.

Schreinermeister Josef Luz wurde an Ort und Stelle von der SS erschossen, Postschaffner Michael Maischberger konnte sich noch verwundet davon schleppen. SS-Männer verfolgten seine Spur und töteten ihn durch Kopfschuss. Die Leichen der beiden Männer wurden als Abschreckung im Schwanengäßle zur Schau gelegt und erst auf Befehl der einrückenden Franzosen geborgen. Josef Luz und Michael Maischberger haben mit ihrer Tat sinnloses Blutvergießen verhindert und die Stadt Leutkirch damit vor Schaden bewahrt.


Text: N. Siegloch


Literatur: 


Die letzten Kriegstage 1945 im Raum Leutkirch. Hrsg. von Elmar Scheffold. Leutkirch 1985 50 Jahre danach. 1945-1995 Ereignisse, Erlebnisse, Schicksale. Beiträge in der Schwäbischen Zeitung Leutkirch, Isny, Bad Wurzach. Bearbeitet von Elmar Scheffold. Leutkirch 1995


Gedenkstele für Major Günther Zöller Leutkirch-Urlau

Seit April 2009 steht am Eingang des früheren Munageländes in Urlau eine Stele, die an das mutige Handeln von Major Günther Zöller in den letzten Kriegstagen erinnert.

Günther Zöller, geboren 1908 in Aachen, war seit 1. März 1945 Kommandant der Heeresmunitionsanstalt (Muna) Urlau. Die Muna sollte entsprechend dem Befehl „Verbrannte Erde“ gesprengt werden. Im April 1945 waren bereits alle technischen Vorkehrungen getroffen. Durch geschicktes und mutiges Agieren gelang es Günther Zöller jedoch, die von der nationalsozialistischen Gauleitung befohlene Sprengung der Muna mit tausend Tonnen Giftgasmunition zu verhindern und das Depot am 28. April 1945 ohne Kampfhandlungen an die französischen Truppen zu übergeben. Zöller nahm mit dieser Befehlsverweigerung in Kauf, für die Vorgehensweise zur Rechenschaft gezogen und hingerichtet zu werden. Das Allgäu bewahrte er damit vor einer Giftgaskatastrophe und tausende Menschen vor dem Tod. Günther Zöller lebte ab 1957 wieder in Aachen, wo er 2002 im Alter von 94 Jahren auch verstarb.


Text: N. Siegloch


Literatur: 50 Jahre danach. 1945-1995 Ereignisse, Erlebnisse, Schicksale. Beiträge in der Schwäbischen Zeitung Leutkirch, Isny, Bad Wurzach. Bearbeitet von Elmar Scheffold. Leutkirch 1995


Gebhard Blank, Bettina Kahl, Matthias Hufschmid: Die Geschichte der Muna Urlau. Leutkirch 2007


Gedenkstätte

Leutkirch: Diepoldshofen

An der Straße von Diepoldshofen nach Bauhofen am Rande eines Waldvorsprungs erinnert ein Steinkreuz an die Grabstätte von 15 deutschen Soldaten, die am 26. April 1945, zwei Tage vor dem Einmarsch der französischen Truppen, im Diepoldshofener Wald erschossen wurden. Am Ort der Hinrichtung steht seit 1995 ein Gedenkstein.

In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1945 war Hauptmann Otto Siebler, Kommandeur des beweglichen Heeresgefängnisses der 19. Armee mit 120 Strafgefangenen der Wehrmacht von Waldkirch über Heuberg, Sigmaringen und Waldsee nach Diepoldshofen gekommen und hatte dort in der Grössermühle für zwei Tage Quartier gemacht. Unter den Gefangenen befanden sich 45 zum Tode verurteilte Soldaten. 15 davon, junge Männer im Alter von 20 bis 31 Jahren, ließ Hauptmann Otto Siebler dort im Wald nahe Diepoldshofen am 26. April 1945 erschießen. Siebler setzte damit „pflichtbewusst“ die Vollstreckungsbefehle um, die ihm am 19. April in einem Bauernhaus in Gallmannsweil im Kreis Stockach ausgehändigt worden waren. Nur einer der ursprünglich 16 Todgeweihten überlebte, er war rechtzeitig geflohen.

Heute stellt sich die Frage, ob diese 15 zum Tod verurteilten Gefangenen wenige Tage vor Kriegsschluss wirklich noch sterben mussten. Hätte Siebler den Vollzug ihrer Hinrichtung nicht noch um einige Tage hinauszögern können?

Gegen Otto Siebler wurden in den 1950er Jahren zwei Verfahren eingeleitet und auch wieder eingestellt. Siebler wurde damals „im juristischen Sinne keine Schuld“ nachgewiesen, hatte er doch zu jener Zeit „rechtskräftige Urteile“ umgesetzt.


Text: Nicola Siegloch


Literatur: 

Artur Angst: Hinrichtung deutscher Wehrmachtsgefangener bei Diepoldshofen im Frühjahr 1945. Leutkirch 1982.

Die letzten Kriegstage 1945 im Raum Leutkirch. Hrsg. von Elmar Scheffold. Leutkirch 1985

50 Jahre danach. 1945-1995 Ereignisse, Erlebnisse, Schicksale. Beiträge in der Schwäbischen Zeitung Leutkirch, Isny, Bad Wurzach. Bearbeitet von Elmar Scheffold. Leutkirch 1995

Anker 1
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